Um dem Trubel beim Orange Day kommendes Wochenende zu entgehen, habe ich bereits heute eine Probefahrt mit der brandneuen KTM 790 Adventure beim örtlichen Vertragshändler gebucht. Der Papierkram war schon vorbereitet, und kurz nach meiner Unterschrift schwinge ich mich auf die neue Reiseenduro aus Mattighofen.
Erster Eindruck: straffe Sitzbank, großzügiger Lenkeinschlag – ok, jedes Motorrad hat im Vergleich zur alten 690 Enduro, mit der ich angereist bin, einen großen Lenkeinschlag. Motor an und erste Hörprobe beim Warmlaufen: Sound beim Draufsitzen eher rumpelig, daneben allerdings recht gut.
Nach einer kurzen Einweisung des Verkäufers meinte er „also maximal 50 km und bitte nicht in den Schwarzwald sondern nur unten rum…“ Ich war für einige Sekunden völlig perplex, und dann musste ich lachen – hejo, der 1. April. Bitte, mit so was macht man keine Späße. Was? Das ist ernst gemeint? Ja, da oben wäre noch Schnee, blablabla, das ist eine anspruchsvolle Strecke, da könne ich mich gar nicht auf das neue Mopped konzentrieren. Was soll ich bitte auf ein paar Kürvchen durch die Rebberge testen? Unglaublich, ich wäre am liebsten sofort abgestiegen und hätte die Sache abgeblasen.
Na gut, erster Gang rein, butterweich, nur an der Ganganzeige habe ich überhaupt bemerkt, dass das Getriebe auf Antrieb gestellt hat. Das Display ist übrigens mehr oder weniger das gleiche wie bei der 790 Duke, gut ablesbar, konfigurierbar und mit dem linken Daumen, auch während der Fahrt, gut bedienbar. Optisch kommt es aber bei Weitem nicht an die neuen Displays von BMW oder Ducati ran, ist vermutlich auch von Kiska. À propos Optik und Kiska, ich kann es nicht anders ausdrücken, der Hobel ist abgrundtief hässlich. Der tiefe, breite Tank, fahrtechnisch gesehen zweifelsfrei sinnvoll, die abgesetzte Maske, die Spiegel, die fetten Soziusgriffe… das kannst Du Dir mit nichts auf der Welt schön saufen. Das Heck und der Auspuff sind die einzigen Bereiche, die nicht sofort Augenkrebs auslösen. Es ist schon öfters vorgekommen, dass ein neues Modell, das man zuerst auf Fotos sieht eher unschön wirk, aber dann in echt viel besser daher kommt – nicht so bei der Adventure. Im Gegenteil, die ist noch schlimmer.
Der Zweizylinder läuft ruhig, tiefer als 2500, besser 3000 U/min sollte es aber nicht sein, doch von da an zieht der Motor schön, aber nicht ganz linear. Spürbar mehr Druck gibt es ab ca. 5000 – 8000 U/min, danach bis in den Begrenzer geht im die Puste etwas aus, ist halt kein Vierzylinder. Untermotorisiert habe ich mich aber nie gefühlt, wie auch ein Freund eines Freundes bestätigt, der anscheinend mühelos 140 auf der Landstraße gecruist sein soll. Da mir die Runde auf der Hausstrecke verweigert wurde, kann ich zum artgerechten Fahrverhalten nichts sagen, ein bisschen um die Ecke und mal ein Auto überholen kann auch eine Transalp von 1989…
Die ganzen elektrischen Helferlein habe ich im Street Modus gelassen, das ABS vorne ist angenehm unspektakulär, hinten gibt’s bei einer Schreckbremsung einen kurzen Quitscher der Reifen bevor die Regelung das Kommando übernimmt. Die Traktionskontrolle hat bei einem kurzen Test aus einem Waldweg zumindest geregelt, beurteilen kann ich das aber nicht. Die Sitzposition war, für die halbe Stunde- vermutlich auch noch viel mehr, angenehm, das Windschild hatte für mich allerdings eine unangenehme Höhe, eine Verstellung und andere Scheiben sind aber vorhanden.
Ich dachte mir gleich zu Beginn, dass die neue orange Mittelklasse niemals so gut fährt, als dass man die Optik verdrängen kann. Klar, das ist Geschmacksache, aber für mich wird’s wohl bis auf Weiteres keine Straßen-KTM geben, denn trotz form follows function spielen Ästhetik und Emotion für mich auch eine Rolle.
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