DLWF und MSCP SWF finden im jährlichen Wechsel statt. Am 29.01.2011 war die SWF an der Reihe. Nachdem es für mich bei der letztjährigen Winterfahrt nicht so gut gelaufen ist, und ich mit technischem Defekt aufgeben musste, wollte ich dieses Jahr unbedingt am Ziel ankommen.
Von der bst Seite aus waren Beeze, Germ und ich gewillt der Kälte zu trotzen, der Versuch Neulinge zu werben schlug fehl. Sowohl Hans als auch Mounty sagten ab. Später leider auch Germ und Beeze, so dass ich alleine die bst Fahnen in den eisigen Wind halten musste. Alleine war ich natürlich nicht, mit Gerhard, Michael und Joe (letztere von der DLWF bekannt) bildeten wir ein erprobtes Quartett, bereit den Schwarzwald und die schwäbische Alb nach Posten abzusuchen und allerlei Sonderaufgaben zu lösen.
Nachdem wir etwa eine Woche vor dem Start das Aufgabenblatt erhalten haben, wählten wir diese Route wobei von Anfang an klar war, dass wir mindestens Posten F auslassen werden müssen, weil das sonst zeitlich nicht gereicht hätten, denn wer nach 15:30 Uhr ins Ziel kommt wird empfindlich mit Punktabzug bestraft, wer mehr als eine Stunde überzieht, fliegt gleich ganz aus der Wertung.
Abzüglich der Anfahrt zu A, unserem Startpunkt, bleiben dann mit Auslassen von F immer noch knapp 400 km Strecke mit sieben Sonderaufgaben an den jeweiligen Posten, die in 9,5 Stunden abzuarbeiten waren.
80 bis 120 Punkte gibt es für das bloße Anfahren eines Postens, durch die bereits erwähnten Sonderaufgaben kann man pro Posten etwa 30 Punkte dazugewinnen. Alle Posten haben ab 6 Uhr in der Früh geöffnet, also ist das auch die Zeit für unserer Treffpunkt A.
A: Münstertal, 5:51 Uhr
Ich hatte mit einer Handvoll Leute gerechnet, doch schon beim Anfahren des Postens war mir klar, dass ich mich völlig verschätzt habe. Mindestens 30 dick eingepackte Moppedfahrer warten, bis sie einzeln in die Garage gebeten wurden um die Aufgabe zu lösen. Es galt in einer Minute zehn verschiedene Ziegel und andere Dachbedeckungen mit den entsprechenden Namensschildern zu benennen. Da wir mehr oder weniger die letzten waren, mussten wir sehr lange warten und konnten erst um 6:45 zum zweiten Posten aufbrechen. Jetzt schon meldetet Michaels XT 600 zum ersten Mal unmissverständlich, dass sie heute nicht gut gelaunt ist, und stotterte immer wieder mal zwischendurch teils so heftig, dass wir sogar einige Mal anhalten und warten mussten. Glücklicherweise sprang sie nach einer kurzen Pause immer gleich wieder an.
B: Vöhrenbach, 7:55 Uhr
Nach einer guten Stunde Fahrt, ja, es war zum Teil Schnee auf den Straßen, parkten wir unsere Kisten vor dem dicht zugeschneiten Breghäusle um Smarties mit einem Strohhalm aus einer Schüssel anzusaugen und auf M8 Inbusschraubenköpfen abzulegen. Zehn Stück in einer Minute war das Ziel, nachdem ich nach zwei Fehlversuchen kapiert hab wie es geht, habe ich immerhin noch neun geschafft. Die Smarties durfte man danach auch essen, wenn man wollte. Ich wollte, waren es für mich doch immerhin die ersten Kalorien an diesem Tag. Vor der Weiterfahrt entfernten wir noch kurzerhand den Benzinfilter der XT, die offensichtlich Probleme mit der Benzinzufuhr hatte. Genutzt hat es aber leider auch nichts.
C: Oberwolfach, 9:15 Uhr
Kurz vor dem Posten Aldes Hus, sind wir einmal falsch abgebogen, haben aber sehr bald den Fehler bemerkt und korrigiert. Diesen Posten konnten wir nicht direkt anfahren, die Motorräder mussten wir 200 m unterhalb stehen lassen, weil wir alle die steile, verschneite Straßen nicht hochgekommen sind. Diese kleine körperliche Ertüchtigung kam aber genau richtig, denn nach mittlerweile knapp vier Stunden, tat es gut, etwas Wärme im Körper zu erzeugen und das Blut in die klammen Extremitäten zu pumpen. Die Sonderpunkte konnte man sich durch erkennen von etwa 15 verschiedenen Messer abgreifen. Viele habe ich erkannt, manche musste ich raten. Der Tisch mit den Messer war im Keller aufgestellt, eine kleiner, elektrischer Heizkörper spendetet etwas Wärme, auf Wunsch gab es sogar Kaffee. Ich habe aus Angst meine Hose öffnen zu müssen und die komplex aufgeschichtete Konfiguration aus Funktionswäsche, Windstopper, Fleece und anderen Schichten zu zerstören, verzichtet. Lieber gleich weiter ins Murgtal.
D: Forbach, 11:03 Uhr
Freundlicher Empfang in einer kleinen, mit Gasheizstrahler aufgewärmten Garage, unterm Vordach Thermoskannen mit Kaffee (ich bleibe hart) und Verweis auf Toiletten im Haus. Ich stelle mich den zehn Fragen zu einem offenen PKW-Getriebe als Erster von uns, und bin über mich selbst erstaunt, dass ich acht davon richtig beantworten konnte. Während die anderen drei nach und nach in die Garage kommen um über den vielen Zahnräder zu hirnen, sitze ich gemütlich in einem Gartenstuhl und genieße derweil die Temperaturen im Plusbereich.
E: Horb am Neckar, 12:15 Uhr
Ein echter Outdoor-Posten erwartete uns direkt neben der Musikkneipe Rainbow. Die Postencrew brieten sich auf einem Gaskocher eine paar Pilze, hinten dran ein offenes Feuer, mit Rost zum Grillen, die Würste waren aber noch nicht zu sehen. Gut zu sehen allerdings war der alte, britische, rote Omnibus um den sich sämtliche Fragen auf dem bereitliegenden Multiple Choice Aufgabenblatt drehten. Technische Daten zum Motor, Größe, Innenausbau, Wendekreis und anderes mussten wir ankreuzen, wenn man es nicht wusste hatte man immerhin eine 1:3 Chance. Ich habe die Art Test schon früher in der Schule gern gemacht, denn selbst der komplett Ahnungslose hat immer was richtig. Nachdem wir alle unsere Bordkarten wieder eingesteckt hatten, versuchten Joe und ich abzuschätzen, ob wir zusätzlich zum geplanten Auslassposten F auch noch G ausfallen lassen müssen um noch rechtzeitig in Schömberg anzukommen. Das Resultat: Keine Pausen und laufen lassen, dann klappt das auch mit G – hoffentlich, denn zu der stotternden XT fiel inzwischen auch Gerhards KLR durch sehr starke Vibrationen auf. Gerhard vermutete ein Problem mit der Ausgleichswelle, hatte Angst, dass der Motor urplötzlich blockieren könnte, wollte also auch nur noch im Schongang weiterfahren.
F: Nusplingen
Ausgelassen
G: Genkingen, 13:44 Uhr
Den Posten finden wir nach kurzer Suche außerhalb des Ortes an einer Scheune. Vor uns stehen drei Eimer, ein leerer großer und zwei, mit Auswuchtblei, gefüllte kleine. Die Aufgabe war, 20 kg Gewichte aus den kleinen in den großen Eimer zu füllen. Auf einer Personenwaage wurde das umgehend überprüft, pro Kilo Abweichung gab es 2 Punkte Abzug. Joe war der einzige von uns, der die 20 genau getroffen hat. Ich lag mit 21 knapp drüber. Diese Prüfung hat uns glücklicherweise nicht lange aufgehalten, denn so richtig viel Zeit blieb uns jetzt nicht mehr für unseren letzten Posten und die anschließende Fahrt zum Ziel. Nach Heimsheim hatten wir sogar noch ein Stück A-Bahn zu fahren, wo man eigentlich etwas Zeit hätte gutmachen können, aber mit unseren beiden Invaliden war nicht mehr als 100 km/h möglich, somit verloren wir sogar noch Zeit im Vergleich zu dem, was mein zūmo mir vorrechnete. Wegen Stotter-Michi musste auch Joe auf der Bahn abreißen lassen, Gerhard und ich fuhren weiter. Wir treffen uns bestimmt am nächsten Posten.
H: Heimsheim 14:58 Uhr
Nur zwei Minuten nach uns kommen auch Michael und Joe. Vor uns ein Blatt mit allerlei allgemeinen Fragen zu Bienenvölker, Elektrizität, Mathematik und einer Scherzfrage. Diese Fragen fallen mir leicht, ich bin ruck-zuck fertig, verbiete Gerhard einen Kaffee zu trinken, denn abzüglich der geplanten Fahrzeit zum Ziel bleiben uns nach ganze drei Minuten Luft, nicht mal Zeit um die Digitalkamera kurz aufzuwärmen, um ein paar Bilder zu schießen. Ich hetzte Michael und Joe, als wir alle vier gemeinsam aufbrachen, stand 15:29 als geplante Ankunftszeit auf dem Display. So, dachte ich mir, ab jetzt gilt bst-Marschtempo, denn, wie bereits erwähnt, zu spät kommen wird hart bestraft. Auch wenn es ausdrücklich eine touristische Veranstaltung ist, die an erste Stelle Spaß machen soll, will man die hart erkämpfen Punkte natürlich ungern aus der Hand geben. Nach den ersten Kilometer, korrigiert das Navi nach unten, Ankunft 15:28, alles cool, das passt locker – wenn da nicht auf einmal die komplette Ortsdruchfahrt von Schellbronn gesperrt wäre. Ich überlege eine Millisekunde, ob ich trotzdem durchfahren soll, biege ab dann doch zähneknirschend in die ausgeschilderte Umleitung ab. Neuberechnung der Route, Ankunftszeit 15:30 Uhr. Straßenzustand nach wie vor ok um ein bisschen andrücken zu können. Gerhard nimmt auch keine Rücksicht mehr auf seinen Bock und gibt alles, Michael haben wir verloren, mit seinem Stotterbock kann er mittlerweile garantiert nicht mehr mithalten, dachte ich. Ortsschild Schömberg, uns bleiben noch zwei Minuten, hoffentlich gibt es da nicht noch eine blöde rote Ampel, oder sonstige Bremser, dann sind wir im Soll.
I: Schömberg, Zieleinfahrt, 15:29:35 Uhr
Exakt um 15:29 Uhr und 35 Sekunden (laut GPS-Tracklog) sind wir im Ziel abgewunken worden und haben unsere Bordkarten aus Auswertung abgegeben. Just in time, grinste der Mann vom MSCP.
Im Vereinsheim um die Ecke gönnen ich mir heute meine ersten, wohlverdienten Kaffees, eine Viertelstunde später kam auch Michael, an einer Abzweigung ist er hinter zwei Dosen hängen geblieben und hat uns verloren. Den Weg hierher hat er durch Fragen von Passanten erfahren, das kostet natürlich wertvolle Minuten, und letztlich eine gute Platzierung. Danach noch viel Blabla über den Tag, die Defekte, die Taktik, lästern über Navigationssysteme, KTM, Schwaben, Gerhards Markenfetisch und die Freude über einen richtig geilen, wenn auch nicht immer angenehmen Tag bei der 26. Schwarzwald Winterfahrt.
Preisverleihung
Die Preisverleihung verzögerte sich etwas, aber kurz vor halb neun schnappte sich Bruno Norta, der erste Vorstand vom MSCP das Mikro um zusammen mit Sportleiter Thomas Wein die Urkunden, Medaillen und Pokale zu verteilen. Eine Urkunde gab es für jeden, der in die Wertung gekommen ist, die ersten drei in jeder Wertungsklasse erhielten einen Pokal. Wir sind alle in der Klasse 2 gestartet, das bedeutet Solo, über 34 PS. Diese Klasse ist eindeutig die für Männer, die Königsklasse sozusagen. Kein drittes Rad, das auf Schnee vor dem Umfallen rettet, keine Sozia im beheizten Beiwagen, die am Posten für das leibliche Wohl sorgt, nein, nur eine starke Maschine und ein Mann. Das ist die Testosteron-Klasse 2.
Wir haben insgesamt erfreulich gut abgeschnitten, Michael blieb durch den Punktabzug wegen seiner Verspätung leider etwas zurück auf Platz 8, Gerhard kam auf Platz 6, Joe war fünfter und ich habe sie alle zusammen hergebrannt und den Siegerpokal mit nach Hause nehmen dürfen.
Bekleidung
Kopf: Shoei XR1000 mit Pinlock Visier. Das Pinlock beschlägt nie, das ist im Alltag genial und für so eine Tour ein absolutes Muss. Darunter hatte ich meine Rukka Sturmhaube. Das war ausreichend. Kopf und Hals waren stets warm genug.
Oberkörper: Insgesamt sieben Schichten, von innen nach außen waren das meine dicke Odlo, darüber ein Longsleeve Funktionsshirt von Aldi, dann ein Pulli, darauf eine Fleecejacke, dann eine Softshelljacke, dann die Rukka-Jacke mit Winterinlet. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass diese Konstruktion ausreichend warm war.
Hände: Probiker Cool Breaker II, darunter Seidenunterziehhandschuhe (ich bin mir nicht sicher, oder die was genutzt haben) und Heizgriffe. Die Fingerspitzen waren zwischendurch schon etwas kühl, aber kalte Hände hatte ich nie.
Beine: Wind- und wasserdichte Textilhose mit Winterfutter und darunter die dicke Odlo. Keine kalten Beine über die ganze Zeit. Noch nicht mal das Gefühl sie könnten kühl sein.
Füße: Das war meine Schwachstelle. Meine Daytona Evo Sports sind nicht groß genug um darunter mindestens ein paar ordentliche wintertaugliche Wollsocken anzuziehen, die Endurostiefel sind nicht wasserdicht, die wollte ich trotz vorhergesagter 0% Regenwahrscheinlichkeit nicht anziehen. Also begnügte ich mich mit einem Paar normalen Socken, und das war zu wenig. Das war mir zwar vorher schon klar, aber ich konnte ja nichts dran ändern. Kalte Füße hatte ich, aber nicht den ganzen Tag, sondern nur bis zum Posten D in Forbach, danach war gut. Vielleicht gönne ich mir zur nächsten Winteraction eine Paar Kamik Patriot3 Stiefel oder nehme doch die Enduroschlappen und ziehe Regenstiefel drüber.
In der kleinen Gepäckrolle, die ich hinten längs aufgespannt hatte, hatte ich für den Notfall noch meine Regenkombi dabei.
Weitere Links:
- Genug gelabert, hier gibt’s über 100 weitere Bilder von uns.
- Schwarzwälder Bote: Herausforderung der Winterausfahrt gemeistert und Bei minus 13 Grad auf dem Motorrad
Respekt……mehr fällt mir derzeit dazu nicht ein….